Il concerto - die Welt als Klang
(weitere Anregungen in den Büchern von Joachim-E. Berendt „Nada Brahma“ und „Klang der Seele“)
Erste Überlegungen
Die werbende Flöte in Krishnas Hand bedeutet die Anziehungs-kraft Gottes für die Seelen; ja die Flöte selbst wird oft als Seele bezeichnet, die sich von allen Weltdingen entleeren muß, bevor Gott ihr wunderbare Musik entlocken kann. (S.18)
Kabir (1440-1518), ein indischer Verehrer Krishnas, war Weber und Familienvater. Seine offene Sprache und Abneigung gegen die institutionalisierte Religion und gegen übertriebene Askese machten ihm viele Feinde.
Er besingt die Liebe zu Krishna, dessen Flöte in mystischen Melodien lockt und wirbt, die den gesamten Kosmos erfüllen:
Ich höre die Melodie seiner Flöte
und kann mich nicht bezwingen:
Die Blume erblüht. doch der Frühling ist weit;
und schon hat die Biene ihre Einladung empfangen.
Die Wellen schlagen hoch in meinem Herzen,
der Regen fällt; und mein Herz sehnt sich nach meinem Herrn.
Wo der Rhythmus der Welt sich hebt und senkt,
dorthin ist mein Herz gewandert. (105)
(Webseite „Sprituelle Literatur“: Martin Kämpchen - Krishnas Flöte)
Hand Gottes, um 1130, Fresko
aus der Kirche San Clemente, Tahull
Das Göttliche als weißer Kreis
- farb- und formlos, ton und klanglos, ohne Duft und Geschmack; Leere, Nichts
- „Der Name. kann er ausgesprochen werden, ist nicht der ewige Name“.
„Dies ist das Äußerste des menschlichen Gott-Erkennens: zu wissen. daß wir Gott nicht wissen.“
(Thomas von Aquin)
Theologia negativa als Ausgangspunkt für jedes Sprechen von Gott
- „das farbenlose Meer der Gottheit“, in dem alle Farbtöne enthalten sind
- das unendliche Schweigen, das alle Töne gebiert, der Ur-Ton (OM)
Il concerto. Lautmalerei. Ein Hör-Bild.
Flötenspieler
Überdimenionierte Gestalt, die am anderen Ufer steht und von rechts ins Bild tritt; weiße Farbe des unzugänglichen Lichts, des göttlichen Dunkels dominiert, scheint einer anderen Welt anzugehören, sieht als einzige den Betrachter frontal an.
Gibt den Haupt-Ton, den tonus rectus an; macht die Musik des Universums erst hörbar
Der Schöpfergott als Flötenspieler - die Schöpfung als seine Partitur, sein Flötenspiel, sein Konzert
Die Welt als Klang des göttlichen Flötenspielers
Der indische Jesuit De Mello gebraucht ein schönes Bild für das Verhältnis von Gott zum Universum: Gott der Tänzer tanzt den Tanz seiner Schöpfung.
Chagall malt ein akustisches Bild: Die Schöpfung als Konzert des göttlichen Flötenspielers. Die göttliche universale Musik ertönt in Farben und Formen (vgl. La vie) und konkret durch Geigen, Celli, Hörner, Flöten, Pauken, Handtrommeln, Gesang.
Motivähnliche Gemälde (Ausschnitte)
Chagall: Die Zauberflöte 1967 / Hufeisen: Segen
Die Verlobte mit blauem Gesicht 1939-1960
Daphnis und Chloe 1961
Deckengemälde der Pariser Oper 1964
Krishna und Radha
Anregungen aus dem Hinduismus
David tanzt vor der Bundeslade 1931-56
Mandelbäume 1956
Ursprünge der Musik 1967 Wandgemälde
Metropolitan Opera New York
Triumph der Musik 1967 Wandgemälde
Metropolitan Opera New York
Marc Chagall: Il concerto 1957
November 2006
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